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2014-ben 100 éve lesz,hogy kitört az elsö világháború.
Épp ezért a németek már foglalkoznak e témával!

 

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http://www.deutschlandfunk.de/100-jahre-erster-weltkrieg.1952.de.html

 

http://www.deutschlandfunk.de/der-weg-in-den-ersten-weltkrieg-oesterreich-ungarn-ein.724.de.html?dram%3Aarticle_id=273007

Der Weg in den Ersten Weltkrieg Österreich-Ungarn: Ein Reich, geeint im Hass

Von Karl-Markus Gauß

Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, Gemälde, Portrait
 
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn (dpa/picture alliance/MTI)

Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich Österreich-Ungarn in einer Dauerkrise. In dem Vielvölkerstaat rangen die verschiedenen Nationalitäten um ihre Rechte. "In meinem Reich geht die Krise nicht unter", soll Kaiser Franz Joseph gesagt haben. Am Ende schien einzig der Krieg Erlösung zu bringen.

1897 kommt der berühmteste amerikanische Schriftsteller nach Wien, wo er sich mehr als ein Jahr aufhalten und zum Liebling der guten Gesellschaft avancieren wird. Mark Twain füllte mit seinen Lesungen und Vorträgen die Säle, ließ sich von einem Empfang zum nächsten reichen und einmal auch in den Reichsrat führen. Dieses Erlebnis hat er in einer großen Reportage festgehalten, mit der er sein amerikanisches Publikum über die Wirren auf dem alten Kontinent unterrichten wollte und die unter dem Titel „Turbulente Tage in Österreich“ erst kürzlich ins Deutsche übersetzt wurde.

Bei dem, was sich in der Sitzung vom 28. bis zum 30. Oktober 1897 im österreichischen Parlament abspielte, verging dem vom jungen Karl Kraus verächtlich als „Humorgreis“ titulierten Mark Twain sein berühmtes Schmunzeln, und was er weniger amüsiert als schockiert verfasste, das war der Bericht aus einem Tollhaus.

Ungeklärte Nationalitätenfrage

Die nicht nur wegen ihrer Länge legendäre Sitzung hatte, nachträglich gesehen, enorme historische Bedeutung, trat der Staat der Habsburger mit ihr doch in seine Phase der Agonie. Zur Debatte stand eigentlich der Finanzausgleich zwischen Ungarn und Österreich, das heißt die Frage, wie hoch sich das Königreich Ungarn an den gemeinsamen Staatsausgaben des Kaiserreiches zu beteiligen habe. Die Sitzung geriet jedoch zum Fanal, weil deutschnationale Politiker verschiedener Couleur ein Gesetz ganz anderer Art nicht hinnehmen wollten, nämlich jene Sprachenverordnung des Ministerpräsidenten Kasimir Badeni, die für Böhmen und Mähren neben dem Deutschen das Tschechische als Amtssprache vorsah. Damit die historisch ohnedies verspätete Verordnung auch in Zukunft nicht wirksam werde, bemühten sich zahlreiche Abgeordnete, die Finanzfrage Ungarns mit der neuen Regelung der Amtssprachen in Böhmen und Mähren zu verquicken. Diese politische Obstruktion, auch Dinge, die damit nicht das Geringste zu tun hatten, unheilvoll immer mit der ungeklärten Nationalitätenfrage zu verbinden, hat verhindert, dass die öffentlichen Angelegenheiten der Monarchie am Ende überhaupt noch sinnvoll verhandelt, geregelt oder gar verändert werden konnten.

Die parlamentarische Sitzung endete in einer stundenlangen Saalschlacht, in der der Präsident, David Ritter von Abramowicz, als „Polackenschädel“ beschimpft wurde; seine Ordnungsrufe verhallten ungehört, weil national erregte Abgeordnete, kaum dass er sein Wort erhob, die Deckel ihrer Pulte lautstark auf diese knallen ließen. Der Tumult zeigt drastisch, dass es damals einzig der Hass aller auf alle war, der Parlament und Staat noch zusammenhielt. In jedem anderen Land, vermutete Twain, wäre nach einem dreitägigen Exzess wie diesem die Revolution ausgebrochen. In Österreich brach sie nicht aus, weil sich die vielen Nationalitäten in zahllosen Parteien und Fraktionen gegenüberstanden, von denen keine willens war, ein Bündnis mit anderen einzugehen.

Schule des Hasses

Der Hass verband und trennte selbst die verschiedenen deutschnationalen und großdeutschen Gruppierungen, deren Propagandisten einander als „Judenknechte“ zu beschimpfen pflegten.

Wer damals die österreichischen Volksvertreter waren? Lauter Aristokraten, Pfarrer, Kaufleute, Ladenbesitzer, Doktoren - völlig zerstritten, doch einig im Hass, den sie gegen die Juden empfanden - und von denen sie sich gegenseitig vorhielten, selbst welche zu sein.

Zehn Jahre nach dem amerikanischen Autor wird ein junger Arbeitsloser aus Braunau auf der Besuchertribüne des österreichischen Reichsrats sitzen. Und fasziniert beobachten, wie die Vertreter des Volkes, der Völker geifernd übereinander herfallen und vorsätzlich jedwede zivilisierte Übereinkunft außer Kraft setzen. Er ist in das österreichische Parlament wie in eine Schule des Hasses gegangen und hat auch aus dieser Schule seine eigenen Lehren gezogen, mit denen er Europa in Schutt und Asche legen würde.

Gäbe es Österreich nicht, müsste man es erfinden.

-František Palacký, tschechischer Historiker und Politiker.

Es gibt kaum ein Land in Österreich, das von einer Nation allein bewohnt ist; daher ist es notwendig, dass zum Schutz der Schwachen ein Stärkerer eintritt: der Staat.

-Eduard Herbst, Abgeordneter der Deutschliberalen im österreichischen Reichsrat.

Keine Idylle gleichberechtigter Nationalitäten

1906, acht Jahre nachdem Mark Twain schaudernd aus Wien in die Vereinigten Staaten von Amerika zurückgekehrt war, acht Jahre, bevor der greise Kaiser Franz Joseph sich in einem Manifest an seine Völker wenden würde, um diese in den Krieg zu führen, veröffentlichte ein junger Rumäne eine interessante Denkschrift. Aurel Popovici lebte damals als Student in Graz und hatte Eingang in die Kreise um den Thronfolger Franz Ferdinand gefunden. Die Schrift, mit der er die notorische Staatskrise beenden wollte, trug den Titel „Die Vereinigten Staaten von Österreich“ und legte ein detailliertes Programm vor, wie die staatliche Struktur des Reiches segensreich umgebaut werden könnte.

Die Monarchie der Habsburger war über die Jahrhunderte zu einem Reich vieler Nationen, Nationalitäten und Nationalitätensplitter geworden, und jeder gewonnene Krieg hatte der Zahl ihrer sprachlichen, ethnischen, religiösen Gruppen neue hinzugefügt. Die Donaumonarchie war keine Idylle gleichberechtigter Nationalitäten, die sich, eine bunte Völkerfamilie, einträchtig um das Herrscherhaus scharten. Aber sie war auch nicht jener „Völkerkerker“, als der sie an ihrem Ende von ihren Feinden verdammt wurde. Tatsächlich haben vor allem die kleinen und kleinsten Völkerschaften diesen Staat geschätzt, weil er allein ihnen das Überleben inmitten größerer, mächtigerer Nationen garantierte, mit oft erstaunlichen Rechten, die den damals noch nicht so genannten „Minderheiten“ zugebilligt wurden.

Die nationale Berauschung

Als überall in Europa die Nationen erwachten und sich zu geschichtsmächtigen Kräften emanzipierten, wurde diese nationale Vielfalt der Monarchie zu einem Problem, von dem die allermeisten ihrer Staatsmänner wussten, dass es sich im Laufe der Zeit immer weiter verschärfen werde und es dennoch auf grundsätzliche Weise gar nicht zu lösen war. Während sich im Westen, etwa in Frankreich, eine große französische Nation formierte, die sich die Bretonen, Provenzalen oder Okzitanen in den gemeinsamen Staat einverleibte und deren Sprachen und regionale Kulturen aus dem öffentlichen Raum gewissermaßen in die Dörfer, die Häuser, die Familien zurückdrängte, war eine solche Lösung im Staate der Habsburger völlig undenkbar. Überall im Reich lebten die Nationen und Sprachgemeinschaften so durchmischt zusammen, dass national purifizierte Regionen nur über ethnische Säuberungen oder massenweise Zwangsassimilation zu erreichen gewesen wären. Insbesondere seit dem sogenannten Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867, mit dem das Königreich Ungarn zur herrschenden Macht des einen Reichsteiles wurde, hat es in den ihr zugefallenen Ländern zwar eine grobe Magyarisierung der slowakischen, rumänischen oder kroatischen Untertanen betrieben; aber so unnachsichtig die ungarischen Magnaten dabei auch vorgingen, es hat doch nicht zu dem erwünschten Ergebnis geführt, sondern überall einen Nationalismus der Unterdrückten, Benachteiligten, Beleidigten geweckt, die ihrerseits nun jene Rechte verlangten, die bisher den Deutsch-Österreichern und den Ungarn allein vorbehalten gewesen waren.

Wien - Geburtsstadt vieler Nationen

Es hat zahllose Versuche gegeben, eine vermeintlich vernünftige, vorgeblich gerechte Neuordnung der Donaumonarchie nach dem Nationalitätenprinzip zu konzipieren. Selbst die prägenden Ideologen der jungen Nationen setzten dabei die längste Zeit noch auf eine Reform der habsburgischen Staatsstruktur, auf eine Zukunft innerhalb der Monarchie.

Man darf nicht vergessen, dass nahezu alle slawischen Nationen ihre Geburtsstunde in Wien erlebten, als sich kaisertreue Gelehrte daranmachten, aus regionalen Dialekten verbindliche Schriftsprachen zu formen und Wörterbücher wie Grammatiken zu verfassen.

So ist die Monarchie zerfallen, weil die Nationen, allen voran die Serben und ihnen nachfolgend eine nach der anderen, statt in einem übernationalen Reich in eigenen Nationalstaaten leben wollten; paradoxerweise haben sie sich aber, als sie diese endlich hatten, alle erst recht in national gemischten Staaten wiedergefunden, in denen die alten Konflikte fortschwelten und in die nächste Katastrophe führten.

Wenn wir gegen Serbien auftreten, so steht Russland hinter ihm, und wir haben Krieg mit Russland. Wollen sich der Kaiser von Österreich und der Zar gegenseitig vom Thron stoßen und der Revolution die Bahn freigeben?

-Thronfolger Franz Ferdinand (1913)

Zweifach hat uns Franz Joseph unendlich geschadet, einmal durch seine Jugend, und das zweite Mal durch sein Alter.

-Ernest von Körber, österreichischer Ministerpräsident

Flucht in den Krieg

Österreich-Ungarn hat den Krieg mit dem Ultimatum und der nachfolgenden Kriegserklärung an Serbien begonnen und hatte dabei die ausdrückliche Rückendeckung des Deutschen Kaiserreiches. Die Donaumonarchie trägt große Schuld an den Millionen Toten, die er forderte, aber auch am eigenen Untergang, den zu verhindern oder immerhin hinauszuschieben doch einer der Hauptgründe war, ihn überhaupt zu beginnen. Wie Österreich in diesen Krieg hineingeriet, hineinschlitterte, das ist ein Fall von politischem Defätismus, es war, wie ein Aperçu lautet, ein „Selbstmord aus Lebensangst“. Die Verantwortlichen, vor allem der greise Kaiser, dessen bald nach dem Zerfall der Donaumonarchie verklärte Rolle in Wahrheit kaum übler hätte sein können, wetteiferten darin, der Welt und sich selbst weiszumachen, dass der Krieg unausweichlich wie ein schicksalhaftes Naturereignis über sie alle verhängt worden sei.

 

Österreichisches Militär im Jahr 1914 bei Übungen der Grenze zu Serbien. Ausgelöst durch die tödlichen Schüsse auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand durch serbische Nationalisten am 28.06.1914 in Sarajevo brach im August 1914 der Große Krieg (später als 1. Weltkrieg bezeichnet) aus. Es kämpften die Mittelmächte, bestehend aus Deutschland, Österreich-Ungarn sowie später auch das Osmanische Reich (Türkei) und Bulgarien gegen die Tripelentente, bestehend aus Großbritannien, Frankreich und Russland sowie zahlreichen Bündnispartnern. Die traurige Bilanz des mit der Niederlage der Mittelmächte 1918 beendeten Weltkriegs: Rund 8,5 Millionen Gefallene, über 21 Millionen Verwundete und fast 8 Millionen Kriegsgefangene und Vermißte. Österreichisches Militär im Jahr 1914 bei Übungen der Grenze zu Serbien.

Dem war natürlich nicht so, gleichwohl ist bemerkenswert, dass Studien amerikanischer und britischer Historiker, die traditionell eher das Versagen der österreichisch-ungarischen Seite anzuprangern pflegten, neuerdings die Gewichte, was Schuld, Versäumnisse, Versagen betrifft, anders beurteilen. Der Brite Christopher Clark und der US-Amerikaner Timothy Snyder zeigten zuletzt erstaunlich viel Nachsicht, was die österreichische Politik in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg, ja sogar was die Kriegserklärung selbst anbelangt. Das geradezu Kuriose an der Sache ist, dass heute kein einziger seriöser Historiker zu sagen weiß, mit welcher klügeren Politik die Donaumonarchie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sichtlich ihrem Ende entgegentaumelte, hätte gerettet werden können; dass aber andrerseits auch kaum jemand mehr in der alten Propaganda von vorgestern denkt und diesen Untergang als historische Notwendigkeit, als unabdingbar für eine bessere Zukunft Europas begreift.

Erkenntnis nach dem Zerfall

Noch über 1914 hinaus glaubten die späteren Gründerväter der tschechoslowakischen Republik, Benes und Masaryk, es gelte den Tschechen und Slowaken keinen eigenen nationalen Staat, sondern innerhalb der Donaumonarchie einen gleichberechtigten Status zu erkennen. Das heißt, selbst jene, die zu Protagonisten des Zerfalls wurden, sind lange dafür zu haben gewesen, auf die Entwicklung ihrer Nationen innerhalb des Reiches zu bauen. Aber wie hätte sich das tatsächlich machen lassen? Nehmen wir nur eine Region von vielen: In Triest kämpften die italienischen Irredentisten längst nicht mehr nur gegen die fernen Österreicher, sondern mit besonderer Aversion gegen die Slowenen, die im nahen Hinterland der Hafenstadt siedelten oder als Hafenarbeiter und Dienstmädchen in die Stadt zogen. Damit Triest als Stadt mehrerer Völker der Monarchie erhalten geblieben wäre, hätte es einer rigorosen Gleichberechtigung aller dort lebenden Nationalitäten bedurft; genau das aber wollten die Italiener keineswegs, die das Joch der Österreicher ja nicht deswegen abstreifen wollten, um sich friedlich einen gemeinsamen Staat mit den Slowenen zu teilen. Der Kampf gegen die Slowenen in der eigenen Stadt und in der ganzen Region wurde bis in die jüngste Vergangenheit geführt. Echte Gleichberechtigung zeichnet sich erst neuerdings ab, unter dem Schirm der Europäischen Union. Es ist, als hätte ein Staat, dessen Übernationalität höchst unvollkommen war, zuerst in teils brachiale Nationalstaaten zerfallen müssen, um diese später die Vorteile erkennen zu lassen, die eine andere, eine neue supranationale Einheit bietet.

In meinem Reich geht die Krise nie unter.

Wenn die Monarchie schon untergehen muss, so soll sie wenigstens anständig untergehen.

-Kaiser Franz Joseph I. von Österreich

Krise als Überlebensprinzip

Das Grundproblem der Donaumonarchie war, dass selbst weitere Demokratisierung den inneren Zerfall nicht mehr aufhalten konnte, ja ihn sogar beschleunigte. Wo keine echte Klärung in Sicht war, und zwar nicht nur wegen der Dummheit der herrschenden Kräfte, prägte sich eine spezifische Form des politischen Agierens - oder eher des Nichtagierens - aus, das man als „Fortwursteln“ bezeichnet hat. Es ist eine keineswegs simple Art, sich den Dingen zu stellen, indem man sich ihnen in Wahrheit nicht wirklich stellt, sondern sie mit pragmatischer Charakterlosigkeit allmählich forttreibt, von ihnen mitunter ablenkt, sie jedenfalls niemals grundsätzlich angeht. Man könnte sagen, dass die permanente Krise der Donaumonarchie schon fast ihr einziger Daseinsgrund geworden war und sie ihre Legitimität gerade noch aus ihr bezog. Erinnert das nicht ein wenig an die Europäische Union von heute mit der die Verwandtschaft zur Donaumonarchie sonst nicht überbetont werden soll: dieses Regieren von Krisengipfel zu Krisengipfel, bei dem die größten Probleme gerade nicht angegangen, die echten Konflikte nicht ausgetragen werden?

Die Habsburger hatten eine erstaunliche Fertigkeit ausgebildet, zu regieren, indem sie fast nur mehr reagierten, und das dem Kaiser Franz Joseph zugeschriebene Bonmot „In meinem Reich geht die Krise nicht unter“ fasst die Lage sehr treffend. Die Krise ging nicht vorüber, weil sie das Überlebensprinzip der Monarchie geworden.

Sehnsucht nach Erlösung

Diese gewissermaßen staatstragende Lethargie konnte weder ewig gut gehen noch auf Dauer den Zuspruch gerade der feurigsten Geister finden. Und so tönt in dieser Endzeit Kakaniens nicht nur das Lob des Stillstands und das Lamento des Fortwurstelns auf; was sich zu  Wort meldet, schrill und verzweifelt, ist vielmehr ein Aktivismus, der kein anderes Ziel kennt, als mit all dem faulen Zauber endlich Schluss zu machen.

„Lassen wir Österreich doch in seinem eigenen Dreck verrecken“, hat der slowenische Nationaldichter Ivan Cankar kurz vor seinem frühen Tod geschrieben, und in seinem politischen Aufruf klang weniger die Begeisterung für einen Staat der Südslawen auf als die definitive Gewissheit, dass sich in Österreich-Ungarn die Dinge niemals mehr zum Besseren wenden würden. Eine merkwürdige Sehnsucht nach dem Ende von dem allen, von dem ewigen Zank um mickrige Reformen, die proklamiert, unter Druck zurückgezogen, wieder verkündet, neuerdings verhindert wurden, eine gefährliche Sehnsucht nach Erlösung ist in so vielen Zeugnissen aus den letzten Jahren und Monaten vor dem Krieg zu vernehmen, Zeugnissen von jungen Intellektuellen, die für die Unabhängigkeit ihrer unterdrückten Nationen kämpfen, aus Zeugnissen von alten Militärschädeln, wie dem sinistren Chef des österreichischen Generalstabs, Franz Conrad von Hötzendorf, der aus der Misere des Staates, dem öden Frieden in nichts als den Krieg flüchten wollte und in seinem Tagebuch schrieb: „Was aber, wenn die Dinge anders kommen und sich alles im faulen Frieden fortschleppt ...?“Der faule Frieden, das in seinem eigenen Dreck verrottende Reich: Am Ende war es der Krieg, der die Probleme lösen sollte, die zu lösen sich der Staat, die Gesellschaft, die Nationen, der Reichsrat, die Herrschenden und ihre Untertanen als unfähig erwiesen hatten.

 

100 éve történt

von Tibor Takacs, Sonntag, 20. April 2014 um 12:12

http://www.welt.de/geschichte/article127077958/Das-Attentat-das-die-Welt-an-den-Abgrund-fuehrte.html

 

2014.máj.16.

http://www.deutschlandfunk.de/juden-in-oesterreich-ungarn-weltuntergang-und-fronteinsatz.886.de.html?dram%3Aarticle_id=285538

Juden in Österreich-Ungarn Weltuntergang und Fronteinsatz

Von Thomas Klatt

Österreichisches Militär im Jahr 1914 bei Übungen an der Grenze zu Serbien.
 
Österreichisches Militär im Jahr 1914 bei Übungen an der Grenze zu Serbien.

In einer Seitengasse des Stephansdoms liegt das Jüdische Museum Wien. Dort wird bis September 2014 eine Sonderausstellung gezeigt, in der es um die Rolle der jüdischen Untertanen in der K.u.k. Monarchie und in der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg geht.

"Diese Ausstellung heißt 'Weltuntergang', weil für die Juden der österreichisch-ungarischen Monarchie war es ein solcher. Erst unter Kaiser Franz-Joseph haben die Juden ihre vollständigen Bürgerrechte erhalten, Recht auf Ansiedelung, auf Landbesitz, es hat sich die jüdische Bevölkerung in Wien vervielfacht und es ist ja dann auch die großartige Ringstraßenkultur entstanden, wovon die Stadt ja heute noch zehrt."

Der Zeit- und Kulturhistoriker Marcus Patka hat die Ausstellung "Weltuntergang" im Jüdischen Museum Wien kuratiert. Das Zusammenbrechen der Habsburger Monarchie im November 1918 war für die jüdischen Untertanen eine Katastrophe. Jahrzehntelang lebten sie zuvor in relativer Sicherheit und Harmonie. Wien galt nicht Wenigen als das Neue Jerusalem. Juden waren hier in ihrem Glauben und ihrem Ritus ganz anders akzeptiert als etwa in Deutschland, wo diese vor allem konvertieren mussten, wenn sie im staatlichen Dienst Karriere machen wollten. Der österreichische Monarch selbst aber hat sich für Religionsfreiheit und -gleichheit eingesetzt.

Erstmals Militärpflicht für Juden

"In Bezug auf seine Armee hat er gesagt, meine Soldaten sollen gläubig sein. Demnach waren die Juden der loyalste Teil seiner Untertanen. Viele von ihnen sind mit Begeisterung für ihren Kaiser in den Krieg gezogen. Österreich war weltweit das erste Land, in dem eine Militärpflicht für Juden eingeführt wurde, bereits 1788 unter Kaiser Joseph II., ursprünglich nur beim Train, beim Fuhrwerk, aber dann rasch auch in allen Waffengattungen. Im Gegensatz zur preußischen Armee, Juden konnten auch wenn sie nicht christlich konvertiert waren bis in die allerhöchsten militärischen Ränge, also bis in den Generalsrang aufsteigen, also das hat es in Deutschland nicht gegeben zu dieser Zeit."

Kein Wunder also, dass gerade die jüdischen Untertanen begeistert für Kaiser und Vaterland in das Feld zogen.

"Es sind im Ersten Weltkrieg an die 300.000 jüdische Soldaten in die K.u.k.-Armee eingezogen worden, etwa zehn Prozent sind gefallen, es gab sehr wenige Berufsoffiziere. Aber der Anteil bei den Reserveoffizieren, der lag bei doch fast 20 Prozent. Weil es eben in einer Gesellschaft, gerade wenn man von einer benachteiligten Minderheit kommt doch einen sehr hohen Status gebracht hat, wenn man doch eine Offiziersuniform hat und nachdem schon in den ersten Kriegswochen und -monaten sehr viele Berufsoffiziere gefallen sind, sind diese jüdischen Reserveoffiziere nachgerückt und haben dann dort auch ihren Mann gestanden."

Der latent vor allem in Deutschland grassierende Antisemitismus warf Juden Feigheit vor, denn diese würden sich vor dem Einsatz an der Front drücken. Das veranlasste die deutsche Heeresleitung im Oktober 1916 dazu, die Juden in den eigenen Reihen zu zählen, um solchen Vorwürfen und damit der drohenden Instabilität der Truppe den Nährboden zu entziehen. Die Empörung, dass preußische Generäle solchen antisemitischen Lügen überhaupt Gehör schenkten, war bei den deutschen Juden groß. Solch eine antisemitisch motivierte Judenzählung hat es in Österreich-Ungarn nie gegeben. Die K.u.k.-Monarchie konnte sich solche Ressentiments auch kaum leisten, war das Riesenreich doch eine Ansammlung vieler Völker und Religionen.

"Es gab in seinem Reich eben Christen, Protestanten, griechisch-Orthodoxe und auch Muslime, dass Juden und Muslime im selben Regiment quasi Schulter an Schulter gekämpft haben, das war das Bosniaken-Regiment, und der Kaiser hat sich ja auch mehrfach geweigert den Karl Lueger als Wiener Bürgermeister anzugeloben, weil dieser eben ein bekannter Antisemit war."

Aber nicht nur die Loyalität gegenüber dem Kaiser ließ die Juden in den Krieg ziehen. Hinzu kam die Sorge um die Glaubensgeschwister und Verwandten in den Ost-Provinzen.

"Man hat ja nach Russland geschaut und dort wurden die Juden ja wirklich geknechtet und verfolgt und es kam immer wieder zu Pogromen; und die Wiener Juden während des Krieges, die konnten nicht verstehen, dass eine aufgeklärte Nation wie Frankreich jetzt mit dem erzreaktionären zaristischen Russland eine Kriegskoalition eingeht und hat bis 1917 sehr viel Werbung gemacht, Amerika möge doch auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg eintreten unter den Juden dort, schaut wie es den Juden hier geht und wie es ihnen in Russland geht."

Die Frontlinie überrollte geradezu das größte jüdische Siedlungsgebiet in Galizien, wo rund drei Viertel aller österreichischen Juden überhaupt lebten. Es kam zu schrecklichen Pogromen. Schon zu Beginn des Krieges strömten bis zu 400.000 Juden in den sicheren Westen des Habsburger Reiches, so rund 15.000 nach Prag, 20.000 nach Budapest und insgesamt 150.000 nach Wien. Ein nicht unproblematischer plötzlicher Bevölkerungsanstieg.

"Es hat durch die arme Verwandtschaft im Osten eine gewisse Unruhe gegeben, denn es gab schon eine andere Generation, die 1- 2 Generationen vorher eingewandert war, die schon assimiliert war und anerkannt war und die haben sich von den armen und verlumpten Verwandten aus dem Osten kompromittiert gefühlt in ihrem gesellschaftlichen Status. Auf der anderen Seite hat es sehr viele Hilfs-Komitees gegeben, auch speziell für die österreichisch-jüdische Bevölkerung in Galizien, da hat man schon über alle ideologischen Grenzen hinweg geholfen."

Juden schossen auch auf Juden

Juden dienten praktisch in allen Armeen des Ersten Weltkrieges auf beiden Seiten der Schützengräben. Juden schossen somit also auch auf Juden. Aber da es sich aus Sicht aller Mächte jeweils um einen Verteidigungskrieg handelte, war der Kriegseinsatz theologisch letztlich auch für Rabbiner zu rechtfertigen. Allein in der k.u.k.-Armee dienten zuletzt bis zu 130 Militärrabbiner. Diese waren nicht nur für die Habsburger Untertanen, sondern prinzipiell für alle Juden zuständig, an der Front wie eben auch hinter den Linien.

"Ihre Aufgabe war die Betreuung in den Spitälern, aber auch die jüdischen Kriegsgefangenen, da finden sich Briefe an die Kulturgemeinde, herzzerreißend aus Tirol, wir haben hier Kriegsgefangene, auch drei fromme Juden aus Russland, bitte schickt uns für drei Tage eine Bibel und Gebetsumhang, wir schicken das nachher auch wieder zurück."

Auch wenn bis zu 300.000 Juden in der K.u.k.-Armee dienten und etwa jeder Zehnte, also rund 30.000, von ihnen fielen, so waren die Jüdischen Gemeinden zum Ende des Krieges nicht sicher vor dem dann auch in Österreich immer größer werdenden Deutsch-Nationalismus und Antisemitismus. Der verlorene Krieg wurde nun den Juden und ihrer vermeintlich angeborenen Feigheit angelastet. Die alten sicheren Strukturen zerbrachen. Antisemitische Karikaturen und Schmähschriften verbreiteten sich rasch. Der Kaiser dankte ab, die Gemeinden waren tief verunsichert und orientierungslos.

"Das zentrale Ereignis ist, dass die junge jüdische Generation nach dem Ersten Weltkrieg das Projekt Assimilation für gescheitert erklärt hat und sich mehrheitlich dem Zionismus, teilweise auch dem Sozialismus oder einer Mischung von beiden zugewendet hat. 1918 wurde dann auch der Präsident der jüdischen Kultusgemeinde zum Rücktritt gezwungen und in dieser Zeit gab es dann den Jüdischen Nationalrat, zionistisch orientiert, die da eben kurze Zeit sehr stark waren."

Vor allem junge Juden planten nun ein neues Leben in Palästina. Denn bei allem Leiden des Krieges hatten sie anders als ihre Eltern vor allem kämpfen gelernt. Nicht wenige beteiligten sich am Aufbau der paramilitärischen Haganah und wurden später zu wichtigen Offizieren in der neuen israelischen Armee. In Österreich selbst schlossen sich 1932 die verbliebenen Weltkriegs-Veteranen zum Bund Jüdischer Frontsoldaten zusammen. Nicht mehr Kampf, sondern Völkerverständigung war nun das Ziel. Denn schon vor dem Krieg entstand im bürgerlichen Judentum eine pazifistische Bewegung. Fast vergessen, der jüdische Schriftsteller Alfred Hermann Fried, enger Mitarbeiter Bertha von Suttners, erhielt bereits 1911 den Friedensnobelpreis. Der Erste Weltkrieg konnte von dieser kleinen Bewegung nicht verhindert werden. Aber es wurden pazifistische Ideen entwickelt, die nach 1918 etwa bei der Gründung des Völkerbundes wieder aufgegriffen wurden. Eine Friedenssehnsucht, die auch die ehemaligen jüdischen Frontkämpfer ergriffen hat.

"Es gab 1936 in Wien einen Weltkongress jüdischer Frontkämpfer und da sind französische, polnische und amerikanische Soldaten gekommen und haben Flaggenparade gemacht und haben sich über die Gräben des Ersten Weltkrieges die Hand gereicht, das wäre nirgendwo anders möglich gewesen, schon gar nicht im Jahr 1936 und man hat sich so in gewisser weise als Friedensinstitution empfunden. Das waren stramme Offiziere und man hat zumindest auf jüdischer Seite versucht über alle Grenzen, über alle nationalen Feindbilder hinweg zusammenzuarbeiten."



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